>> Kamala lächelte und spielte mit ihrem Fächer aus Pfauenfedern.
Siddhartha sprach zu ihr: "Wenn es dir nicht missfällt, Kamala, möchte ich dich bitten, meine Lehrerin zu sein, denn ich weiß noch nichts von der Kunst, in welcher du Meisterin bist." Da lachte Kamala laut.
... Immer aber kam er wieder zur schönen Kamala, lernte Liebeskunst, übte den Kult der Lust, bei welchem mehr als irgendwo Geben und Nehmen zu einem wird ...
"Du bist wie ich, du bist anders als die meisten Menschen. Du bist Kamala nichts anderes, und in dir innen ist eine Stille und Zuflucht, in welche du zu jeder Stunde eingehen und bei dir daheim sein kannst, so wie auch ich es kann. Wenige Menschen haben das, und doch könnten alle Menschen es haben" sprach Siddhartha.
"Du liebst mich nicht. Du liebst keinen Menschen. Ist es nicht so?" sagte sie nachdenklich.
"Es mag wohl so sein", sagte Siddhartha müde. "Ich bin wie du. Auch du liebst nicht - wie könntest du sonst die Liebe als eine Kunst betreiben?" <<
aus Hermann Hesse 'Siddhartha'